Zurück zum Beton
Current course. Images and English text to come.
Course description in German:
Brutalismus - Soziale Utopie - Radikale Typografie
Wofür designen wir eigentlich? Um nach dem zehnten Praktikum endlich einen Job zu finden? Und dann? Grillen im Vorgarten bis zur Rente? Um noch mehr Konsummüll noch facettenreicher zu verkaufen? Für zeitraubende Apps, die angeblich unser Leben vereinfachen? Dafür, 150 Likes auf Facebook zu bekommen? Oder um beim Kauf jedes fünften Kaffees einen Cent für das grüne Gestrüpp in Amazonien zu spenden? Um zu retten, was nicht gerettet werden will?
Dynamisches Design für eine Welt im Wandel? Ja, wo denn? Ich sehe keine Bewegung, nur Stagnation. Wie hypnotisiert sitzen wir vor dem Computer und huldigen dem eigenen Onlineprofil oder kommentieren niedliche Katzenbilder. Vielleicht bewegen wir mal den Zeigefinger, um auf eine Onlinepetition zu klicken, die sich beim Empfänger sofort von selbst löscht. Und was ist das für ein Design? Alles so schön bunt hier. Spielerisch, experimentell, hahaha. Typografische Nettigkeiten und hübsche Verläufe. Oder pseudointellektuelle Belanglosigkeiten, die nur um sich selbst kreisen. Hand hoch, wer das Hipsterzeug noch ertragen kann.
Jetzt ist Schluss mit Lustig. Wir brauchen wieder eine neue 'Neue Typografie'. Eine Typografie, die kompromislos, humorlos und brachial ist. Eine Form, die Inhalte erschafft und uns vor vollendete Tatsachen stellt. Zwischen Architektur und Typografie hat es immer enge Zusammenhänge gegeben. Ausgangspunkt und Inspiration unseres Vorgehens soll die brutalistische Architektur der 50er bis 70er Jahre sein. Gropius hatte Recht: Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau. Über ein buch kann man diskutieren, ein Poster kann man ignorieren, einen 100 Meter hohen Betonklotz nicht. (FuckYeahBrutalism!)
Gleichzeitig wollen wir uns mit sozialen und urbanen Utopien beschäftigen. Es kann doch nicht sein, dass unsere einzige Zukunftsvision die nostalgische, grüne Heidi Welt ist. Nachhaltigkeit nervt! Was ist so erschreckend an Zukunftsvisionen wie in Blade Runner oder Krieg der Sterne (der ganze Planet ist eine einzige grosse Stadt)? Warum nicht alles mit Beton übergiessen?
Der Kurs soll in erster Linie eine kritische Diskussionsplattform sein. Als Ergebnis davon wollen wir ein typografisches Manifest erstellen, natürlich nur in schwarz-weiss. Dieser Kurs braucht Idealisten, keine Oportunisten. Als am Bauhaus die Utopie einer neuen Welt entworfen wurde, hat mit Sicherheit keiner gefragt: bekommen wir auch Noten dafür?
Ich glaub ich träume
ich seh nur Bäume
Wälder überall
Ich merk auf einem Mal
Ich bin ein Tier hier
ein scheiss Tier hier
Da bleibt mir nur eins:
Zurück zum Beton
Zurück zum Beton
Zurück zur U - Bahn
Zurück zum Beton
Da ist der Mensch noch Mensch
da gibt's noch Liebe und Glück
Zurück zum Beton
Zurück zum Beton
Ekel Ekel Natur Natur
Ich will Beton pur
Blauer Himmel Blaue See
Hoch lebe die Beton Fee
Keine Vögel Fische Pflanzen
Ich will nur im Beton tanzen
—S.Y.P.H.